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Gruppe "Darstellendes Spiel" der IGS bringt „Geheime Freunde“ auf die Bühne

Allgemeine Zeitung, 23.06.2015

Von Beate Schwenk

INGELHEIM - Es ist kein leichter Stoff, den sich die Gruppe „Darstellendes Spiel“ für ihre Theateraufführung ausgesucht hat. „Geheime Freunde“ von Rudolf Herfurtner ist ein Stück über Rassismus, Antisemitismus und Judenverfolgung. Es spielt im New York der 1940er Jahre, als der Zweite Weltkrieg noch im Gange ist.

Wechselnde Ensembles

Am vergangenen Wochenende brachten die Schüler der Integrierten Gesamtschule (IGS) die Geschichte unter Leitung von Petra Matheis auf die Bühne. Die beiden Aufführungen am Freitag und am Samstag wurden mit wechselnden Ensembles in Szene gesetzt. Zur Premiere am Freitag waren rund 120 Besucher in der Schulaula erschienen – darunter viele Schüler, die ihre Theatergruppe auf der Bühne unterstützen wollten. Und das Premieren-Ensemble machte seine Sache gut.

Nach Amerika geflohen

Im Zentrum des Stücks „Geheime Freunde“ stehen der jüdische Junge Alan Silverman (Tim Rühl) und Nachbarstochter Naomi (Lea Fleischmann), die mit ihrer Mutter aus dem von den Nazis besetzten Frankreich nach Amerika geflohen ist. Das Mädchen ist schwer traumatisiert, weil sie als Achtjährige die Ermordung ihres Vaters durch die Gestapo miterleben musste. Alans Eltern (David Feifel und Sarah Schehlmann) bitten ihren Sohn, sich um Naomi zu kümmern, die als „meschugge“ gilt. Denn das jüdische Mädchen spricht nicht und verbringt den Tag damit, Papier in Stücke zu zerreißen. „Ich mach’ das nicht. Ein Mädchen und eine Irre“, wehrt sich Alan gegen den Auftrag, sich der Zwölfjährigen anzunehmen. Auch weil er als Jude in seinem Viertel ohnehin einen schweren Stand hat. Vor allem Joe Condello (Aaron Jennerich), Rassist und Nazi-Anhänger, hat es auf ihn abgesehen. Außerdem will Alan seinen besten Freund Shaun (Vincent Wörsdörfer) nicht verlieren.

Schließlich gibt der Junge dem Bitten seiner Mutter nach und nimmt Kontakt zu Naomi auf. Dabei bedient er sich seiner sprechenden Puppe Charlie (Ann-Louise Faber), die er in einer überdimensionalen Einkaufstüte transportiert. Naomi hat auch eine Puppe; sie heißt Yvette (Susan Taege) und übernimmt am Anfang die Kommunikation. Nach und nach indes gelingt es Alan, Naomi selbst zum Sprechen zu bringen. Sie werden „geheime Freunde“, bis das Mädchen von seiner Vergangenheit eingeholt wird.

Geschichte wiederholt sich

Als Joe brutal auf Alan einprügelt, werden die Erinnerungen an die Ermordung des Vaters, eines jüdischen Widerstandskämpfers, wieder wach.

Jetzt wird auch klar, warum Naomi permanent Papier zerreißen muss. Als die Gestapo das Versteck der Familie stürmte, sollte das Mädchen auf Geheiß des Vaters die Fluchtpläne in kleine Stücke reißen. „Ich habe nicht genug zerrissen“, erklärt die Zwölfjährige, warum sie sich schuldig am Tod des Vaters fühlt.

Die letzte Szene spielt in einer „Anstalt“. Naomi sitzt im weißen Kittel auf einem Stuhl, wird von Alan besucht. Sie spricht nicht und starrt nur vor sich hin. „Ich habe versagt“, klagt Alan verzweifelt – und die Geschichte geht wieder von vorne los.

ZUM STÜCK:

Das Stück „Geheime Freunde“ von Rudolf Herfurtner basiert auf der Romanvorlage „Der gelbe Vogel“ von Myron Levoy. Das Jugendbuch des US-amerikanischen Autors ist 1977 erschienen und wurde 1982 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.

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